CO2 -

Atemkalk-

Wie lagerst du ihn ?
 JONAS MARTINS I 17.AUGUST.2025


ATEMKALK-

Bergwerk

vs. 

Höhle

Wie viel Risiko steckt in ihm ?
 JONAS MARTINS I 17.AUGUST.2025



In der Praxis nutzen viele Taucher ihren Scrubber über mehrere Tauchgänge hinweg. Einmal geladen, notieren sie die Betriebszeit – und lagern den Kalkbehäter bis zum nächsten Einsatz. Klingt logisch, oder?


Doch eine Studie von Pollock et al. (2018) zeigt: Das ist riskanter, als viele denken. Und die entscheidenden Prozesse laufen nicht sichtbar, sondern leise – im Inneren deines Kalkbehälters.


Warum Atemkalk überhaupt altert ?


Der „Scrubber“ – also der Behälter mit Atemkalk (zumeist Sofnolime 797™) – ist das Herzstück jedes Kreislaufgeräts. Seine Aufgabe: CO₂ aus dem ausgeatmeten Gas chemisch binden, bevor es zurück zum Taucher gelangt.


Das funktioniert über eine mehrstufige Reaktion mit Natrium- und Calciumhydroxid:


1.  CO₂ reagiert mit Wasser und bildet Kohlensäure.

2.  Diese reagiert mit Natriumhydroxid und wird zu Natriumkarbonat.

3. Dieses wiederum reagiert mit Calciumhydroxid – übrig bleibt: Calciumkarbonat (Kalkstein), Wasser und Wärme.



Entscheidend dabei: Die Reaktion braucht Feuchtigkeit, um abzulaufen.

Das heißt aber auch: Feuchtigkeit aktiviert den Scrubber. Und die zieht der Kalk aus der Luft, sobald du den Kreislauf öffnest oder der Behälter nicht luftdicht verschlossen ist.

Was trocken aussieht, kann längst reagieren.



Was hat die Studie untersucht?


Wie stark beeinflusst die Art der Lagerung die spätere CO₂-Absorptionsleistung eines bereits benutzten Scrubbers?


Dafür packten sie den Kalk unter realistischen Bedingungen in ein Evolution Plus™ Rebreather-System, betrieben ihn 90 Minuten lang unter kontrollierter CO₂-Zufuhr und lagern die Scrubber dann unter drei Bedingungen:


1. Offen an Luft (für 28 Tage)

2. Luftdicht vakuumversiegelt (ebenfalls 28 Tage)

3. Offen, aber nur über Nacht


Nach der Lagerzeit kamen die Kanister wieder ins Testsystem – und liefen weiter, bis der CO₂-Gehalt der Atemluft 1 kPa erreichte (kritischer Durchbruchwert).


Die Ergebnisse


Offene Lagerung – 28 Tage

Durchschnittliche Laufzeit nach Lagerung: 188 Minuten

→ Deutlich reduzierte Leistung


Versiegelte Lagerung – 28 Tage

Durchschnittliche Laufzeit: 241 Minuten

→ Fast volle Kapazität erhalten


Offen über Nacht

Durchschnitt: 239 Minuten

→ Keine nennenswerte Beeinträchtigung


Anders gesagt:

Offen gelagert = 53 Minuten kürzere Betriebszeit

Oder: 100 Liter weniger CO₂ absorbiert

Das ist nicht nur ein technischer Unterschied. Das ist eine Sicherheitslücke.



Hinweis: Die oben genannten Laufzeiten stellen keine Empfehlung dar. Die Untersuchung wurde unter Laborbedingungen durchgeführt und diente ausschließlich dem Zweck, Rückschlüsse auf die bestmögliche Lagerung von Kalk zu gewinnen – nicht, um die maximale Laufzeit von Kalk zu ermitteln.




Aber warum passiert das?


Die genauen Ursachen sind komplex, aber es gibt zwei Hauptvermutungen:


1. Reaktion mit Luftfeuchtigkeit:

Luft enthält CO₂ (wenn auch wenig) und Feuchtigkeit. Offen gelagerter Atemkalk reagiert weiter – langsam, aber konstant. Die chemische Umwandlung läuft. Damit sinkt die spätere Kapazität.


2. Austrocknung:

Die Reaktion funktioniert nur mit Wasser. Trocknet der Kalk aus – etwa in klimatisierten Räumen mit geringer Luftfeuchte – verliert er an Effizienz.


Paradoxerweise kann also zu viel oder zu wenig Feuchtigkeit ein Problem sein.

Im Versuch lag die Luftfeuchtigkeit bei rund 53 %. In trockeneren Räumen (Winter, Klimaanlage, beheizter Trockenkeller?) könnte der Effekt sogar noch stärker ausfallen.



Was bedeutet das für dich als Taucher?


Wenn du einen teilweise genutzten Scrubber hast:


✅ Vermeide offene Lagerung über mehrere Tage.

✅ Nutze Vakuumbeutel oder luftdichte Behälter.

✅ Nutze Scrubber möglichst zeitnah nach dem Packen.

✅ Wenn du über Nacht lagerst, ist „offen“ in Ordnung – aber auch hier: besser luftdicht.

✅ Im Zweifel: Ersetze die Füllung. Eine neue Füllung kostet dich vielleicht 20 €, aber ein CO₂-Durchbruch ist unbezahlbar – im schlimmsten Fall mit deinem Leben.



Fehler, die du vermeiden solltest


 • „Der Scrubber ist doch nicht nass – da kann nichts passiert sein.“

→ Falsch. Hygroskopie bedeutet: Schon die Luft reicht.


• „Ich lager das im Rebreather mit verschlossenen Stopfen.“

→ Klingt gut, aber: Blindstopfen sind nicht luftdicht. Und im Gerät ist oft noch Restfeuchte.


• „Ich merk doch, wenn der Kalk verbraucht ist.“

→ Nein. CO₂-Anstieg kommt schleichend. Bis du’s spürst, ist es oft zu spät – oder du verwechselst die Symptome mit Stress, Kälte oder Müdigkeit.



Fazit – Dein Scrubber ist kein Akku


Ein Scrubber speichert keine Energie auf Abruf. Er ist ein chemisches System, das reagiert, sobald es aktiviert wurde. Diese Aktivierung passiert nicht nur beim Tauchen, sondern auch bei Lagerung – leise, unsichtbar und unumkehrbar.


Merke dir:

Was trocken aussieht, kann längst verbraucht sein.

Und: Sicherheit beginnt nicht beim Abtauchen, sondern beim Packen.


Du bist mehrere Tage am Stück mit dem Rebreather unterwegs? Dann ist die Übernachtlagerung entscheidend. Die Studie zeigt: Einmal über Nacht offen lagern ist unkritisch – aber auch hier gilt: Wenn möglich, luftdicht schützen.


Quelle:

Pollock NW, Gant N, Harvey D, et al. Storage of partly used closed-circuit rebreather carbon dioxide absorbent canisters. Diving and Hyperbaric Medicine. 2018;48(2):96–101.


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